Nationalratswahl 2024
Nationalratswahl 2024 im Unterricht
Geschichte und Politische Bildung für 14- bis 16-Jährige
In einer zunehmend komplexen Welt ist es wichtiger denn je, dass junge Menschen ein solides Verständnis für die Funktionsweise unseres politischen Systems entwickeln.
Die Nationalratswahl in Österreich bietet eine hervorragende Gelegenheit, um Schülerinnen und Schülern die Bedeutung demokratischer Prozesse näherzubringen.
Dieser Blogbeitrag wurde speziell entwickelt, um Ihnen als Lehrkräfte umfassende und gut aufbereitete Informationen zur Nationalratswahl zur Verfügung zu stellen.
Sie können den Blog online lesen und die beiden Downloads am Ende des Beitrags herunterladen und unmittelbar im Unterricht einsetzen.
Unser Ziel ist es, Ihnen eine Ressource zu bieten, die nicht nur die grundlegenden Fakten zur Wahl vermittelt, sondern auch tiefergehende Einblicke in die Hintergründe und die Bedeutung dieser Wahl für Österreich und seine Bürgerinnen und Bürger gibt.
Sie finden hier u.a. Erklärungen zu den Wahlgrundsätzen und den Aufgaben des Nationalrats.
Darüber hinaus bieten wir Materialien und Anregungen für den Unterricht, die Ihnen helfen können, das Thema auf anschauliche und verständliche Weise im Klassenraum zu vermitteln.
Hinweise zum Arbeitsblatt (für die Lehrkraft)
Die angegebenen Zeiten sind Richtwerte. In Klassen, die gerne diskutieren, kann mehr Zeit eingeplant werden. Das Arbeitsblatt ist so konzipiert, dass es interaktive und diskussionsfördernde Aufgaben enthält.
- Aufgabe 1: Der Nationalrat (Dauer: 1 Unterrichtseinheit)
- Aufgabe 2: Nationalratswahl 2017 und 2019 im Vergleich (Dauer: 10 Minuten)
- Aufgabe 3: Die große Gruppe der Nichtwählerinnen und Nichtwähler (Dauer: 15 Minuten - plus anschließender Diskussion in der Klasse)
- Aufgabe 4: Gesetze, die notwendig sind? (Dauer: 10 Minuten - plus Diskussion in der Klasse)
Wir hoffen, dass dieser Blogbeitrag eine wertvolle Unterstützung für Ihre Arbeit darstellt und dazu beiträgt, das politische Bewusstsein und das Interesse Ihrer Schülerinnen und Schüler zu fördern.
Nutzen Sie die bereitgestellten Informationen, um lebendige Diskussionen anzuregen und die jungen Menschen dazu zu ermutigen, ihre Rolle als zukünftige Wählerinnen und Wähler aktiv zu gestalten.
Der folgende Abschnitt richtet sich direkt an die Schülerinnen und Schüler.
Er soll ihnen helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Bedeutung ihrer Stimme bei der Nationalratswahl zu verstehen.
Nationalratswahl 2024 im Unterricht
„Geh wählen Oida“
Mit diesem Slogan wurde im Jahr 2020 für die Landtagswahl in Wien von dem gemeinnützigen Verein für Klimabildung und nachhaltigen Wintertourismus geworben.
Du stellst dir womöglich die Frage: Warum sollte ich wählen gehen? Vielleicht bist du ohnehin noch zu jung. Aber eines Tages erreichst du das wahlfähige Alter, und spätestens dann sollte dir die Bedeutung von Wahlen klar sein.
In der österreichischen Bundesverfassung steht in Artikel 1 geschrieben: „Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“
Genau darum geht es bei einer Wahl. Die wahlberechtigte Bevölkerung hat die Möglichkeit mitzubestimmen, wie die Politik in Österreich aussehen soll. Viele Menschen sehen dies als größte und einflussreichste Chance an, um an der österreichischen Politik etwas zu verändern.
Wahlen sind aber nicht die einzige Möglichkeit, wie Menschen in Österreich mitbestimmen können. Andere Möglichkeiten, wie du direkt mitbestimmen kannst, sind die Volksabstimmung, das Volksbegehren, die Volksbefragung und die sogenannte Bürgerinitiative (auch auf EU-Ebene).
Wählen – wie geht das? Das Wahlrecht in Österreich
Heutzutage ist es in Österreich selbstverständlich, dass Menschen wählen gehen dürfen.
Das war aber nicht immer so. Gehen wir 117 Jahre zurück in die Vergangenheit, würden wir Zeuginnen und Zeugen werden, wie im Jahr 1907 das allgemeine Wahlrecht für Männer eingeführt wurde. Ein Recht, dass sich die Menschen erkämpfen mussten. Davor war es nur Menschen vorbehalten, die finanziell der „Oberschicht“ angehörten.
Das allgemeine Wahlrecht für Frauen gibt es erst seit 1919.
Wahlen sind nicht gleich Wahlen - Die 6 Wahlgrundsätze in Österreich
Damit Wahlen fair ablaufen, gilt es folgende Grundsätze einzuhalten:
1. Allgemeines Wahlrecht
In Österreich dürfen alle Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ab 16 Jahren wählen.
Das bedeutet, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Religion oder ihrem Beruf.
Dadurch wird sichergestellt, dass alle Staatsbürgerinnen und -bürger die Möglichkeit haben, ihre Meinung zu äußern.
Zusatzinfo: In keinem Land innerhalb der EU darf bereits mit 16 Jahren an einer nationalen Wahl teilgenommen werden – außer in Österreich.
Österreich hat beim Wahltalter eine Vorreiterrolle.
Nur in Griechenland darf mit 17 Jahren gewählt werden, in allen anderen EU-Ländern erst ab 18.
2. Gleiches Wahlrecht
Jede Stimme zählt gleich viel.
Egal, ob jemand reich oder arm, groß oder klein, sportlich oder unsportlich ist, jede Wählerin und jeder Wähler hat genau eine Stimme.
Dies sorgt dafür, dass keine Stimme mehr Gewicht hat als eine andere und die Wahl fair ist.
3. Unmittelbares Wahlrecht
Die Wählerinnen und Wähler stimmen direkt für die Kandidatinnen und Kandidaten oder Parteien, die sie im Nationalrat vertreten sollen.
Dadurch können die Bürgerinnen und Bürger direkt entscheiden, wer ihre Interessen vertreten soll, ohne dass es zwischengeschaltete Personen gibt.
4. Geheimes Wahlrecht
Niemand darf wissen, wen man gewählt hat. Jede Wählerin und jeder Wähler kann seine Stimme geheim abgeben.
Dies schützt die Wählerinnen und Wähler davor, unter Druck gesetzt oder bedroht zu werden, damit sie für eine bestimmte Partei stimmen. Die Wahlkabine soll zusätzlich zur Geheimhaltung beitragen.
Zusatzinfo: Eine Wahlkabine ist ein kleiner, abgeschlossener Raum oder Bereich, in dem du bei einer Wahl deinen Stimmzettel ausfüllst.
Sie sorgt dafür, dass niemand sieht, wie du wählst, damit deine Entscheidung geheim bleibt.
5. Persönliches Wahlrecht
Jeder muss persönlich zur Wahl gehen und seine Stimme abgeben. Niemand darf für jemand anderen wählen.
Dies stellt sicher, dass jeder seine eigene Entscheidung trifft und diese auch selbst umsetzt.
6. Freies Wahlrecht
Jeder darf frei entscheiden, welche Partei oder welchen Kandidaten bzw. welche Kandidatin er oder sie wählen möchte. Es darf kein Druck oder Zwang ausgeübt werden.
Dies garantiert, dass die Wahlentscheidung auf eigenen Überlegungen und Meinungen beruht, ohne Beeinflussung durch Drohungen oder Bestechung.
Der Nationalrat
Die Aufgaben und Funktion
Jetzt hast du einige allgemeine Informationen über das österreichische Wahlrecht erhalten.
Wir widmen uns im Folgenden dem Nationalrat. Spätestens alle fünf Jahre wird der Nationalrat neu gewählt (so steht es in der Verfassung Art. 27 Abs 1 B-VG).
Zusatzinfo: Es kann vorkommen, dass es zu vorgezogenen Neuwahlen kommt.
Eine Neuwahl findet statt, wenn der Nationalrat vorzeitig aufgelöst wird, zum Beispiel durch Streit oder Skandale. Dann müssen die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger erneut wählen, um einen neuen Nationalrat zu wählen und eine – hoffentlich – stabile Regierung zu bilden.
Die Koalition von ÖVP-Grüne (2019-2024) ist erst die fünfte Regierung in der Geschichte der Zweiten Republik, die nicht vorzeitig beendet wurde.
Den Abstand von 5 Jahren gibt es erst seit 2007, davor wurde spätestens alle 4 Jahre gewählt.
Nationalrat
„Nationalrat“ ist für dich womöglich ein sperriger Begriff, mit dem du vielleicht nichts anfangen kannst.
Umgangssprachlich wird in diesem Zusammenhang oft vom Parlament gesprochen.
Wichtig ist jedoch, dass der Nationalrat nicht das Parlament ist! Der Nationalrat ist nicht das gesamte Parlament in Österreich.
Das Parlament besteht aus zwei Teilen: dem Nationalrat und dem Bundesrat.
Bundesrat
Der Bundesrat besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Bundesländer.
Seine Mitglieder werden von den Landtagen (= Regierungen der einzelnen Bundesländer) gewählt. Der Bundesrat hat eine beratende Funktion und kann Gesetzesvorschläge des Nationalrats überprüfen.
Der Bundesrat kann Einwände gegen Gesetze erheben, aber der Nationalrat kann diese überstimmen. Dadurch wird sichergestellt, dass sowohl die Bevölkerung als auch die Bundesländer in der Gesetzgebung vertreten sind.
Der Nationalrat ist die wichtigste Kammer des Parlaments. Im Nationalrat sitzen 183 Vertreterinnen und Vertreter der gewählten Parteien, deren Hauptaufgabe es ist, das politische Miteinander in ganz Österreich zu steuern.
Der Nationalrat beschließt Gesetze – dies aber nicht allein. Dazu benötigt es noch den Bundesrat.
Immer wieder finden sich Gesetze, die einen erstaunen und zum Schmunzeln bringen - zum Beispiel gab es früher eine Regelung zum Ausschank von Alkohol am Wahltag.
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„Der Ausschank von geistigen Getränken ist am Wahltage sowie am Tage vorher verboten.“ - § 45 Abs 2. Gesetz vom 18. Dezember 1918 über die Wahlordnung für die konstituierende Nationalversammlung für den Staat Deutschösterreich“
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„Der Ausschank von alkoholischen Getränken ist am Tage vor der Wahl ab 20 Uhr und am Wahltage selbst bis 20 Uhr allgemein verboten. - § 62 Abs. 3 Nationalrats-Wahlordnung aus dem Jahr 1949
Das Gesetz des Alkoholverbotes ist seit 1979 nicht mehr in Kraft (= nicht mehr gültig). Der private Konsum wurde nie verboten.
Wer sitzt im Nationalrat?
183 Sitze im Nationalrat – Wer darf die Personen wählen und wie könnte ich einen dieser Sitze erhalten?
In Österreich unterscheiden wir zwischen einem sogenannten aktiven bzw. passiven Wahlrecht.
Aktives Wahlrecht
Aktives Wahlrecht = Ich darf meine Stimme abgeben. Jede Person mit österreichischer Staatsbürgerschaft, die am Wahltag das 16. Lebensjahr vollendet hat, darf wählen.
Das aktive Wahlrecht ist seit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts immer weiter herabgesetzt worden. Zu Beginn 1907 lag die Altersgrenze bei 24 Jahren (1919 bei 20, 1992 bei 18 und seit 2007 bei 16 Jahren).
Passives Wahlrecht
Passives Wahlrecht = Ich darf gewählt werden. Jede Person, die am Stichtag die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, und spätestens mit Ablauf des Wahltages 18 Jahre alt ist.
Zusatzinfo: Aufgepasst, die Altersgrenzen können variieren.
Zum Beispiel beträgt das passive Wahlrecht für das Amt der Bundespräsidentin bzw. des Bundespräsidenten 35 Jahre.
Die aktuelle Besetzung des Nationalrats
29.09.2024 – Der Tag der Entscheidung
Am letzten Sonntag im September wird heuer der Nationalrat gewählt. Es hätte auch ein anderer Tag sein können.
Jedoch wird aus Tradition in Österreich immer an einem Sonntag gewählt. Der konkrete Wahltag wird immer ein paar Monate vorher von der Bundesregierung festgelegt.
Welche Parteien stehen zur Auswahl?
Um bei der Nationalratswahl kandidieren zu dürfen, wird entweder die Unterstützung von drei Nationalratsabgeordneten benötigt oder bis zu einem bestimmten Stichtag eine Unterschriftenliste mit mindestens 2600 Unterschriften von wahlberechtigen Menschen in Österreich beim Innenministerium vorgelegt werden.
2024 war dieser Stichtag am 2. August.
Nicht alle Parteien haben die notwendigen Unterschriften in allen Bundesländern erhalten. Es gilt nämlich: Nur, wer in jedem der neun Bundesländer 2600 Unterschriften sammeln kann, darf bundesweit bei der Nationalratswahl antreten.
Zusätzlich zu den bisherigen Parlamentsparteien haben folgende Parteien diese Voraussetzung erfüllt:
- KPÖ
- Bierpartei
- Liste Petrovic und
- die Partei Wandel (wird am Stimmzettel den Namen „KEINE“ tragen).
Drei Kleinparteien treten außerdem in einzelnen Bundesländern an.
Zusatzinfo: Was schätzt du, wie viele Parteien gibt es in Österreich?
Mit Stand 22.08.2024 befinden sich im öffentlichen Parteienregister 1331 Eintragungen. Nicht alle sind aktiv bzw. haben sich viele wieder aufgelöst.
Wie kann ich meine Stimme abgeben?
Entweder auf die klassische Methode, d.h. du erscheinst persönlich in dem dir zugeteilten Wahllokal und gibst deine Stimme vor Ort ab ODER die Stimmabgabe erfolgt mittels Briefwahl.
Damit du per Briefwahl an der Wahl teilnehmen kannst, musst du die Wahlkarte rechtzeitig beantragen (spätestens am 27.09.). Sinnvoller ist es jedoch, dies spätestens am 24.09. zu tun, damit du die Wahlkarte per Post zugesendet bekommst und sie dir nicht persönlich abholen musst.
Sobald du die Wahlunterlagen erhalten hast, füllst du den Stimmzettel zu Hause aus und schickst ihn dann per Post zurück, bevor die Wahl endet.
Die Tage nach der Wahl
Laut der vorläufigen Zahl des Innenministeriums sind 6.343.976 Menschen bei der Nationalratswahl 2024 zur Stimmabgabe berechtigt.
Das sind knapp 52.000 Menschen weniger als bei der Wahl 2019.
Nachdem alle Wahllokale geschlossen haben, beginnt die Auszählung der Stimmen.
Je mehr Stimmen eine Partei bekommen hat, desto mehr Sitze im Nationalrat erhält sie. Dies wird als Verhältniswahlrecht bezeichnet.
Gelingt es einer Partei nicht, 4% aller abgegebenen Stimmen zu erhalten, dann hat sie den Sprung in den Nationalrat nicht geschafft und bekommt keinen der 183 Sitze. Diese Hürde wird auch Sperrklausel genannt.
Damit soll sicherstellt werden, dass nur Parteien in den Nationalrat einziehen, die eine ausreichende Unterstützung in der Bevölkerung haben.
Dein Interesse wurde geweckt?
Du möchtest mehr über den Nationalrat erfahren? Dann folge einem der beiden Links. Inhaltlich sind beide gleich. Nur einmal mit Video und einmal ohne. Je nachdem, wie es um dein Datenvolumen bestellt ist.
Du möchtest wissen, welche Partei deine Interessen am besten vertritt?
Dann informiere dich über die jeweiligen Parteien. Auch die Website wahlkabine.at kann dir weitere Informationen liefern, aber aufgepasst, das Ergebnis stellt keine Wahlempfehlung dar, sondern zeigt nur die Übereinstimmung und Unterschiede von insgesamt 25 Fragen auf.