VERITAS-Ferienhefte

Sommerferien ohne Lernverlust? Wie wir dem „Summer Slide“ vorbeugen können
Die Sommerferien sind lang ersehnt – doch wenn die Schule nach neun Wochen im Herbst wieder beginnt, stellen viele fest: Das Gelernte ist nicht mehr ganz so präsent wie vor der Pause. In der Forschung nennt man dieses Phänomen den „Summer Slide“ oder „Sommerlocheffekt“ – also den Wissensverlust während der Ferienzeit.
Wenn der Wasserhahn zugedreht wird – der Sommerlocheffekt
Dieses Phänomen ist gut belegt (Alexander et al., 2007; Becker et al., 2008). Schüler:innen zeigen in unterrichtsfreien Zeiten – vor allem in den Sommerferien – Kompetenzverluste, speziell wenn der Zugang zu Bildungsangeboten wegfällt (Fink et al., 2015; Siewert & Coelen, 2020). Besonders davon betroffen sind Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status.
Während bildungsnahe Familien über Bücher, Reisen und förderliche Freizeitangebote den Lernfluss aufrechterhalten, „versiegen“ bei anderen die Lerngelegenheiten nahezu vollständig. Die sogenannte Faucet-Theorie beschreibt diesen Effekt bildlich: Mit Ferienbeginn wird der Bildungshahn zugedreht – und nicht alle haben Reserveleitungen (Entwistle et al., 2018).
In der deutschsprachigen Bildungsforschung spricht man vom milieuspezifischen Ferieneffekt: Wer ohnehin weniger gefördert wird, verliert in den Ferien besonders viel (Meyer et al., 2017; Siewert & Coelen, 2020).
Lernen braucht Praxis – auch im Sommer
Eine zentrale Erkenntnis aus der Bildungsforschung ist aber auch, dass Leistung durch Übung entsteht. Wer also in den Ferien weiterliest, rechnet oder schreibt, kann Kompetenzen erhalten oder im besten Fall sogar weiterentwickeln (Fink et al., 2015).
Gleichzeitig ist klar: Nicht jedes Kind hat zu Hause die gleichen Voraussetzungen.
Gerade wenn keine anderen Möglichkeiten verfügbar sind, können Ferienhefte, wie die von VERITAS, eine sinnvolles Angebot sein (Buckingham & Scanlon, 2001), damit Schüler:innen während der langen Sommerferien „dranbleiben“, Lehrplaninhalte vertiefen, Kompetenzen gezielt weiterentwickeln und sogar neues Wissen erwerben können.


Studien, wie z.B. von Lockl et al. (2021), zeigen aber auch, dass die Anstrengungsbereitschaft der Schüler:innen für das Lernen zuhause entscheidend ist, also gerade auch während der Ferien.
Hier kommt Eltern eine Schlüsselrolle zu: etwa dann, wenn Lernen in der Familie als gemeinsamer Wert verstanden wird und elterliche Präsenz auch das informelle Lernen mit Selbstlernmaterialien begleitet (Zhang, 2024). Dabei gilt: Gute Lernimpulse entstehen nicht dadurch, dass Kinder allein ein Heft bearbeiten – sondern wenn Erwachsene unterstützen, erklären und mitdenken.


Ferienhefte, wie jene von VERITAS, laden genau dazu ein:
Sie verbinden Alltag mit Bildung, fordern zur aktiven Auseinandersetzung auf und können spielerisches Lernen als gemeinsamen Moment ermöglichen.
Wichtig ist die Balance: Studien warnen auch vor einer „pädagogischen Überfrachtung“, bei der Kinder das Gefühl bekommen, ständig unter Anleitung funktionieren zu müssen, und Eltern zusätzlich belastet werden, weil von ihnen erwartet wird, pädagogisch zu unterstützen – obwohl dafür häufig Zeit und fachliche Voraussetzungen fehlen (Sternadori, 2020). Entscheidend ist stattdessen, dass Eltern Alltagsaktivitäten – wie Vorlesen, Kochen oder Bibliotheksbesuche – ebenfalls als Lerngelegenheiten erkennen und nutzen, ohne Druck zu erzeugen (Slates et al., 2012).
Fazit
Der Sommerlocheffekt zeigt, wie sehr Lernen von Rahmenbedingungen abhängt. Leicht zugängliche, didaktisch durchdachte Materialien – wie die Ferienhefte von VERITAS – können Familien dabei unterstützen, Bildungsprozesse auch in der unterrichtsfreien Zeit aufrechtzuerhalten.
Entscheidend ist, dass solche Angebote keine Unterrichts- oder Nachhilfeangebote ersetzen müssen, sondern unkomplizierte Lernanlässe schaffen, die sich gut in den Alltag integrieren lassen.
Und sie haben den durchaus erfreulichen Nebeneffekt, dass gemeinsam Zeit in der Familie verbracht wird.
Quellen
Alexander, K. L., Entwisle, D. R. & Olson, L. S. (2007). Lasting consequences of the summer learning gap. American Sociological Review, 72(2), 167–180.
Becker, M., Stanat, P., Baumert, J. & Lehmann, R. (2008). Lernen ohne Schule: Differenzielle Entwicklung der Leseleistungen von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund während der Sommerferien. In Kalter, Frank (Hrsg.). Migration und Integration (S. 252–276). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Buckingham, D., & Scanlon, M. (2001). Parental pedagogies: An analysis of British ‘edutainment’ magazines for young children. Journal of Early Childhood Literacy, 1(3), 281–299.
Fink, A., Luttenberger, S., Krammer, A., Macher, D., & Papousek, I. (2015). Die Veränderung kognitiver Fähigkeiten über die Sommerferien. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 62(4), 303–315.
Entwisle, D., Alexander, K. & Olsen, L. (2018). Children, schools, and inequality. Routledge.
Meyer, F., Meissel, K. & McNaughton, S. (2017). Patterns of literacy learning in German primary schools over the summer and the influence of home literacy practices. Journal of Research in Reading, 40, 1–21. https://doi.org/10.1111/1467-9817.12061
Lockl, K., Attig, M., Nusser, L., & Wolter, I. (2021). Cognitive and affective-motivational factors as predictors of students’ home learning during the school lockdown. Frontiers in Psychology, 12, 751120.
Siewert, J., & Coelen, H. (2020). Ferien und Ferieneffekte. In P. Bollweg, J. Buchna, T. Coelen, & H.-U. Otto (Hrsg.), Handbuch Ganztagsbildung (S. 753–765). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23230-6_56
Slates, S. L., Alexander, K. L., Entwisle, D. R., & Olson, L. S. (2012). Counteracting summer slide: Social capital resources within socioeconomically disadvantaged families. Journal of Education for Students Placed at Risk, 17(3), 165–185.
Sternadori, M. (2020). Magazines as Sites of Didacticism, Edutainment, and (Sometimes) Pedagogy. The Handbook of Magazine Studies, 278–292.
Zhang, K. C. (2024). Greater Expectations: An Appreciative Inquiry into How UK Home-Educating Families Support Their Children’s Learning. Education Sciences, 14(3), 235.