Das Modellwort-Konzept

So erlangen ALLE Kinder Sprachkompetenz!
Lehrkräfte in der Volksschule kennen eine der zentralen Herausforderungen gut: Kinder dahingehend zu fördern, dass sie sich grammatikalisch korrekt ausdrücken können, sowohl in gesprochener als auch in schriftlicher Form. Angesichts der vielfältigen sprachlichen Voraussetzungen, die Kinder heutzutage mitbringen, ist das eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.
Die typischen Rechtschreibfehler
Die typischen Rechtschreibfehler – sie treten immer wieder auf:
„vieleicht” statt „vielleicht”, „Erger” statt „Ärger (von arg), „Berk” statt „Berg (weil Berge)” und „fligen” statt „fliegen (ie lang).
Defizite werden auch sichtbar, wenn Kinder sich nicht in korrekten Sätzen ausdrücken (z. B. „Kann ich einen Saft?“).
Das bloße Üben und Wiederholen von Wörtern und Regeln führt oft nur oberflächlich zu schnellem Erfolg und resultiert in raschem Wiedervergessen. Gerade für Kinder mit nicht deutscher Erstsprache bringt diese Methode keinen Lernerfolg, zumindest keinen bleibenden.
Gibt es einen besseren Weg?
Ein vielversprechender Ansatz
Könnte es sein, dass die komplexe und vielfach nicht lautgetreue Sprache Deutsch systematisch und deshalb begreifbar ist? Und falls ja, dass auch 6- bis 10-Jährige in der Lage sind, durch Analysieren – Verstehen – Anwenden eine solide Basis für korrekte Sprachanwendung zu erreichen? Und: Können Kinder mit nicht deutscher Erstsprache das Rechtschreiben erlernen?
Das Erforschen und Entdecken von sprachlichen Strukturen und Systemen muss frühzeitig erfolgen, um Fehlschreibungen von Anfang an weitestgehend zu vermeiden. Dafür plädieren zwei Wiener Fachdidaktikerinnen, beide waren viele Jahre als Volksschullehrerinnen tätig und lehren derzeit an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Niederösterreich. Regina North und Marion-Linda Paternostro wissen, worauf es im Deutschunterricht ankommt, und haben deshalb einen völlig neuen Ansatz entwickelt: das Modellwort-Konzept.


„Viele Fehler sind ein Indiz dafür, dass die deutsche Sprache in ihrer Struktur und ihren Bausteinen nicht begriffen wurde“, so ihr Befund. Deshalb sei das viele Auswendiglernen selten ein von dauerhaftem Erfolg gekrönter Weg.
Was sind Modellwörter und wozu sind sie gedacht?
Die Kinder erforschen anhand von Modellwörtern die Struktur der deutschen Sprache und entdecken dabei Zusammenhänge. Das heißt: Nicht das Auswendiglernen von Wörtern steht im Fokus, sondern das Entdecken, Verstehen und Übertragen des Modellhaften. Es geht um das Erkennen von Mustern und Strukturen bereits ab der 1. Klasse.
Wortbausteine
Die Grundlage der Wortschreibung bilden die Wortbausteine. Da sie in der Regel gleich oder fast gleich geschrieben werden (z. B. der Wortstamm „spiel-“ und der Baustein „-en“ beim Wort „spielen“), führt das Zurückgreifen auf dieses Wissen beim selbstständigen Schreiben zum Erfolg.
Kinder sind von Natur aus neugierig, spielen gern mit Sprache und erforschen diese auch. Diese Aufgeschlossenheit sollte man sich unbedingt auch im Deutschunterricht zunutze machen, so die beiden Didaktikerinnen.
Sprache als System
Statt Wörter isoliert zu lernen, wird Sprache als System mit klaren Strukturen und wiederkehrenden Mustern vermittelt. Modellwörter sind dabei der Schlüssel zum Erfolg und bilden das Fundament des didaktischen Konzepts – daher der Name: Modellwort-Konzept.
VERITAS-Schulbuch Sprache Stein Papier
Im VERITAS-Schulbuch Sprache Stein Papier findet es sich in Form eines approbierten Lehrwerks für die 1. bis 4. Schulstufe wieder – das gesamte Fach- und Praxiswissen von Regina North und Marion-Linda Paternostro wurde darin verpackt.
Modellwörter
- entsprechen der Regelhaftigkeit der deutschen Sprache – hinsichtlich Wortstruktur (z. B. Wortstamm) und Rechtschreibphänomenen.
- dienen optimal als Modell für weitere Wörter und deren Schreibung.
- sind nützlich für die Bildung der in Deutsch so präsenten Komposita.
- sind bedeutsam und wichtig für den kindlichen Sprachgebrauch.
Merkwörter
Wichtig: Orthografische Ausnahmeschreibungen – sogenannte Merkwörter – werden im Gegensatz zu den Wörtern des Modellwortschatzes stets klar als solche ausgewiesen. Da sie strategisch nicht erschließbar sind, werden sie direkt im inneren Lexikon verankert.
Bereits ab der 1. Schulstufe
Die intensive Beschäftigung mit Modellwörtern beginnt bereits in der 1. Schulstufe. Aus jeder Perspektive soll das Kind das Wort kennenlernen und anwenden: Buchstaben – Bausteine – Bedeutung – Verwendung.




1. Schulstufe: Wortstamm erfassen, aus: Sprache Stein Papier 1, Teil A, Seite 82


1. Schulstufe: Wortstamm handelnd erarbeiten – Anleitung, aus: Sprache Stein Papier 1, Wörter-Haus Druckschrift
Bis zur 4. Schulstufe


4. Schulstufe: Wortsteckbrief – Über Rechtschreibstrategien nachdenken und sprechen, Erkenntnisse zum Modellwort ankreuzen und ausfüllen, aus: Sprache Stein Papier 4, Teil A, S. 23
Gesicherten Wortschatz aufbauen
Eines wird beim Durchblättern von „Sprache Stein Papier“ sofort ersichtlich: Die Modellwörter ziehen sich wie ein roter Faden durch sämtliche Übungen und Aufgaben – ganz im Sinne des Aufbaus eines gesicherten Wortschatzes. Ja, alle Kompetenzbereiche werden darauf aufbauend entwickelt und gefördert:
- das Lesen,
- das Verfassen von Texten,
- das Kommunizieren und eben auch
- der Bereich der Rechtschreibung und Sprachbetrachtung.
Der Wortschatz prägt sich durch beständiges Aufgreifen in allen Kompetenzbereichen und unterschiedlichen Kontexten ein.
Das richtige Ableiten von Wortbausteinen, Endungen, weiteren Wörtern und ihren Bausteinen entwickelt sich so zu einer selbstverständlichen Strategie, das eigenständige und sichere Bauen von Sätzen und Texten zu einer bleibenden Kompetenz.
Für alle Lernniveaus
Die sprachliche Heterogenität in den Klassenzimmern aufzugreifen und diese in den Fokus zu stellen, ist den beiden Hochschullehrenden auf geradezu jeder Buchseite gelungen. Das Thema ist: Differenzierung und Individualisierung.
Damit tatsächlich alle Kinder – auch jene mit nicht deutscher Erstsprache – gezielt unterstützt werden, werden Sprechimpulse, Leseangebote, der zentrale Bereich des Verfassens von Texten, sogar Übungen zum Satzbau und selbst Haus- und Schulübungen mehrfach differenzierend und zur Auswahl angeboten – direkt im Schulbuch.
Denn ein behutsames Mitnehmen aller Kinder auf dem Weg zu sprachlicher Kompetenz ist eines der Hauptanliegen der Autorinnen.
Differenzierung im Schulbuch


3. Schulstufe: Differenziertes Sprechangebot auf zwei Stufen bzw. einfacher und schwieriger Satzbau, Auswahl treffen und nach einem der Sprechimpulse einen Dialog führen aus: Sprache Stein Papier 3, Teil B, Seite 20


2. Schulstufe: (Haus-)Übungsangebot – differenziert, von einfach bis schwierig. Das Kind/die Lehrperson trifft die Auswahl durch Ankreuzen aus: Sprache Stein Papier 2, Teil A, Seite 68


2. Schulstufe: (Haus-)Übungsangebot – differenziert: Satzbau-Übungen aus: Sprache Stein Papier 2, Teil A, Seite 71
Fazit
Das Modellwort-Konzept ist mehr als nur eine weitere Methode unter vielen – es erfordert einen Paradigmenwechsel in der Deutsch-Didaktik und bahnt den Weg zu nachhaltigen sprachlichen Kompetenzen, nämlich durch:
- Struktur statt Chaos: Die Kinder erkennen klare Strukturen und Muster, die ihnen helfen, die deutsche Sprache zu durchdringen.
- Verständnisorientierung: Der Fokus liegt nicht auf dem Auswendiglernen, sondern auf dem Verstehen der Zusammenhänge. Dies ermöglicht es den Kindern, die Logik der Sprache zu erfassen und selbstständig anzuwenden.
- Selbstvertrauen: Durch den erfolgreichen Umgang mit Modellwörtern bauen die Kinder Selbstvertrauen in ihre sprachlichen Fähigkeiten auf, was sich positiv auf ihre gesamte schulische Entwicklung auswirkt.
- Individuelle Förderung: Differenzierte Übungsformate und Materialien ermöglichen es, jedes Kind seinem Sprachniveau und seinen Bedürfnissen entsprechend zu fördern.
Weiterführende Informationen zur Deutsch-Lehrwerksreihe "Sprache Stein Papier"
Produktübersicht und Konzeptbeschreibung
Aufgezeichnete Webinare mit den Autorinnen